Boden ist eine limitierte, ökologisch und ökonomisch wertvolle Ressource. Der nachhaltigen Sicherung seiner Funktionen kommt eine grosse Bedeutung zu, denn Boden stellt eine zentrale Grundlage für das Leben dar.

Um zur Sensibilisierung unseres Umgangs mit dieser lebenswichtigen Ressource beizutragen, beschloss die Generalversammlung der UN am 20. Dezember 2013, den 5. Dezember als Tag des Bodens und das Jahr 2015 als Internationales Jahr des Bodens zu erklären. Dieses wurde am 5. Dezember 2014 offiziell lanciert. Dazu finden verschiedene Aktivitäten auf internationaler (unter anderem formale Lancierung der 69. UN-Generalversammlung in New York) und nationaler Ebene statt www.boden2015.ch.

Boden weltweit unter Druck

Allein aufgrund der steigenden Weltbevölkerung und der Ausdehnung des Siedlungsgebiets ist davon auszugehen, dass bis 2025 weltweit zwischen 30 und 40 Millionen Hektaren Agrarland durch Versiegelung verloren gehen. Da die meisten Städte in fruchtbaren Gebieten (Küstenregionen, Flussmündungen) liegen, dürfte der grösste Teil des Flächenmehrbedarfs gute Ackerböden betreffen. Gemäss Weltbank verschwinden zusätzlich jährlich zwischen 5 und 10 Millionen Hektaren Agrarland durch starke Degradation. Die Fruchtbarkeit der Böden leidet zudem unter Kontamination, Versalzung, Desertifizierung, aber auch unter Erosion und unter dem Klimawandel durch zunehmende Naturkatastrophen.

Bevölkerungszunahme verlangt steigende Nahrungsmittelproduktion

Gemäss den Prognosen der UNO wird die Weltbevölkerung trotz verlangsamter Wachstumsrate in einem mittleren Szenario von aktuell etwas über 7 Milliarden bis 2025 auf gut 8 Milliarden ansteigen. In der Schweiz wird laut den Prognosen des Bundesamtes für Statistik (BFS) die Wohnbevölkerung von heute 8 auf 8,6 Millionen Personen im Jahr 2025 steigen. Für die Ernährungssicherung ist die Quantität und Qualität des Agrarlands von entscheidender Bedeutung. Zudem muss Wasser in ausreichender Menge und guter Qualität vorhanden sein, was aber gerade in jenen Ländern mit den stärksten Wachstumsraten der Bevölkerung nicht zutrifft (Afrika, Indien, China). In den entsprechenden Zonen wird sich ausserdem die Verfügbarkeit von Wasser mit dem Klimawandel zusätzlich reduzieren.

Eine der wichtigsten Leistungen des Bodens für die Gesellschaft ist die Bereitstellung von Lebensmitteln. Vor dem Hintergrund der wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels stellt die Ernährungssicherung aus globaler Sicht eine der grössten Herausforderungen der Zukunft dar. Weil die Schweiz ein Nettoimporteur von Nahrungsmitteln ist, beeinflussen die Konsumentinnen und Konsumenten auch die Auswirkungen auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen sowie die Ernährungssicherheit der Bevölkerung vor Ort in den jeweiligen Exportländern. 

Nachhaltige Raumentwicklung

Mitteleuropa und insbesondere die Schweiz werden auch bei sich verschärfendem Klimawandel über ergiebigere Wasserressourcen verfügen als die bevölkerungsreichsten Erdteile. Angesichts günstiger Vegetationsbedingungen und guter Böden sind wir deshalb auch in der Schweiz aufgerufen, das Kulturland zu erhalten und die Landwirtschaftszone von Spekulation freizuhalten, um der Landwirtschaft die notwendige Produktionsgrundlage zu erhalten und damit eine nachhaltige Raumentwicklung anzustreben.

Die Bundesverfassung verlangt in Artikel 104 die Förderung von bodenbewirtschaftenden bäuerlichen Betrieben. Damit die Landwirtschaft diesen Auftrag erfüllen kann, sind entsprechende gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Das Zusammenspiel von Landwirtschaftsgesetz, bäuerlichem Bodenrecht und Raumplanung ist dabei zentral.

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Intakter Boden ist eine unabdingbare Voraussetzung, dass die Landwirtschaft ihre multifunktionalen Aufgaben erbringen kann. Die Interessen an einem besseren Kulturlandschutz sind deshalb vielfältig und lassen sich nicht nur mit der Ernährungssicherung erklären. Es bestehen Interaktionen und Koppelwirkungen mit dem Gebot der Nachhaltigkeit, mit dem Umwelt- und Landschaftsschutz sowie mit den Zielen der Raumentwicklung (haushälterische Nutzung des Bodens). Das Offenhalten des Kulturlands unterstützt damit auch landschaftsästhetische, ökologische und raumplanerische Ziele. Durch eine attraktive Landschaft ergeben sich zudem positive Effekte auf die wirtschaftliche Standortattraktivität Schweiz und den Tourismus.

Bodenstrategie Schweiz

Bei prosperierender Wirtschaft wird der Druck auf den Boden weiterhin anhalten. Bei der Umsetzung des teilrevidierten Raumplanungsgesetzes geht es deshalb darum, in Alternativen zu denken und Massnahmen zu einer nachhaltigen Nutzung der Böden zu treffen. Dazu offeriert das Landmanagement hervorragende Instrumente: die Landwirtschaftliche Planung und die Landumlegung. Ob Infrastrukturanlagen, Nutzungsplanung oder Gewässerraum, diese Instrumente können die verschiedenen Interessen miteinbeziehen und Lösungen aufzeigen. Wichtig ist dabei immer, dass die Auslegeordnung sämtliche im jeweiligen Perimeter vorhandenen Nutzungen, also auch Wald und Schutzgebiete, erfasst und daraus zweckmässige Vorschläge abgeleitet werden.

Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung wünscht sich klare Rahmenbedingungen gegen den Verschleiss von Kulturland und damit gegen die Zersiedlung, was die Abstimmungen zur Zweitwohnungsinitiative, zum Raumplanungsgesetz aber auch zu kantonalen Initiativen zum Schutz des Kulturlandes zeigen.

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Es ist deshalb ein wichtiges Ziel, die natürlichen Produktionspotenziale in der Schweiz zu erhalten und optimal zu nutzen.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat dem BLW bereits 2012 den Auftrag erteilt, eine umfassende Auslegeordnung zum Schutz des Kulturlandes auszuarbeiten. Diese Grundlage hat der Bundesrat in seiner Sitzung vom 30. Mai 2012 zur Kenntnis genommen. Die Unterlagen sind auf der Homepage des BLW unter folgendem Link (Thema «Schutz des Kulturlandes») abrufbar.

Die mit Bodenfragen befassten Bundesämter erarbeiten eine umfassende Bodenstrategie für die Schweiz zur Jahreswende 2015/2016. Dabei sollen sowohl die quantitativen Aspekte, wie der Schutz des Kulturlandes als auch die qualitativen Funktionen des Bodens (u. a. Wasserretention, Kohlenstoffspeicherung, Schadstofffixierung und -abbau) einbezogen werden. Nicht zu vergessen sind aber auch verlässliche Boden- und Vermessungsdaten sowie ein klarer gesetzlicher Rahmen für ein effizientes und sicheres Grundbuch.

Ebenso ist die Wissenschaft eine wichtige Partnerin bei der Erarbeitung von Grundlagen und der Darstellung von Zusammenhängen in Fragen zu Schutz und Nutzung der Böden. Insbesondere das Nationale Forschungsprogramm Boden (NFP 68) widmet sich weitgefassten Themen zu quantitativen und qualitativen Aspekten des Bodens.

Ein Instrument des Landmanagements zur optimalen Nutzung des Bodens: Die Landwirtschaftliche Planung

Allerdings sind die Konflikte durch die divergierenden Ansprüche bei der räumlichen Entwicklung damit noch nicht gelöst. Erst eine umfassende Interessenabwägung kann Möglichkeiten aufzeigen. Das Bundesgericht hat in letzter Zeit verschiedene Projekte zurückgewiesen, weil keine oder mangelhafte Interessenabwägungen durchgeführt wurden, so beispielsweise beim Golfplatzprojekt Bonstetten-Wettswil ZH, beim Projekt «Safety Car» in Vendlincourt JU oder bei den Strassenabwasserbehandlungsanlagen (SABA) in Wartau und Mels SG.

Um aber die vielfältigen Interessen beurteilen zu können, sind gute Grundlagen und eine umfassende Analyse der aktuellen Situation unerlässlich. Gestützt darauf sind die Möglichkeiten, deren Vor- und Nachteile und die Lösungen aufzuzeigen. Genau diese Voraussetzungen erfüllt das Instrument der Landwirtschaftlichen Planung.

Internationales Jahr des Bodens 2015

Das Internationale Jahr des Bodens 2015 bietet die einmalige Chance, die verschiedenen Betroffenen und das breite Publikum für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren. Wir sind alle aufgerufen, unseren Beitrag zu leisten, machen wir mit!

Botschaften zum Jahr des Bodens 2015

Boden ist mächtig

Boden ist nicht nur die Fläche (zweidimensional), auf der wir stehen, sondern umfasst die ganze belebte Sphäre der Erdoberfläche (dreidimensional). Die Leistungen des Bodens sind oft nicht sichtbar, da sie auf den Aktivitäten des Bodenökosystems basieren. Die Bodenbildung erfolgt über sehr lange Zeiträume (4. Dimension), wodurch der Boden in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbar ist.

Boden lebt

Der Boden ist ein vielfältiger Lebensraum mit aussergewöhnlicher Biodiversität. Diese Lebenswelt hält wichtige Stoff- und Nährstoffkreisläufe der Erde in Gang. Sie ist damit wichtige Grundlage für die Bodenfruchtbarkeit, aber auch für viele weitere Leistungen des Bodens.

Boden leistet

Intakter Boden erfüllt zahlreiche Funktionen wie Lebensmittelproduktion, Filterwirkung, Pufferwirkung, Wasserrückhalt und erbringt damit grundlegende Leistungen für die Gesellschaft. Die «Bodenstrategie Schweiz» unterscheidet folgende Kategorien: Lebensraum, Produktion, Regulierung, Träger, Rohstoff und Archiv. Verschiedene Funktionen sind voneinander abhängig: Ein gesunder und fruchtbarer Boden vermag Lebensmittel zu erzeugen und reguliert gleichzeitig das Wasser und das Klima. Geschädigter Boden vermag diese Leistungen nur noch vermindert oder kaum mehr zu erbringen.

Boden ist limitiert

Um die zahlreichen Bodenfunktionen auch für kommende Generationen sicherstellen zu können, muss Boden sowohl in seiner Flächenausdehnung, als auch in seiner Qualität erhalten bleiben. Aktuell geht immer noch jede Sekunde Boden im Ausmass von einem rund 1 m2 durch die Siedlungsentwicklung verloren. Einmal überbauter Boden lässt sich auch mittelfristig nicht wieder herstellen und ist dadurch für die Ernährungsproduktion wie auch für andere Bodenleistungen verloren.

Jörg Amsler, BLW, Fachbereich Meliorationen
Thomas Hersche, BLW, Fachbereich Meliorationen, thomas.hersche@blw.admin.ch