Agroscope ist das Kompetenzzentrum des Bundes für die Land- und Ernährungswirtschaft. Sie ist dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angegliedert. Organisatorisch besteht sie seit 2014 aus den vier Instituten für Pflanzenbauwissenschaften, Nutztierwissenschaften, Lebensmittelwissenschaften und Nachhaltigkeitswissenschaften. Die strategische Führung von Agroscope liegt beim Agroscope-Rat, dessen Vorsitz der Direktor des BLW innehat; die Geschäftsleitung Agroscope nimmt die operative Leitung wahr.

Als Teil des Landwirtschaftlichen Innovations- und Wissenssystems forscht Agroscope entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Land- und Ernährungswirtschaft für eine wettbewerbsfähige und multifunktionale Landwirtschaft, für hochwertige Lebensmittel hinsichtlich einer gesunden Ernährung sowie für eine intakte Umwelt. Inhaltlich richtet sich die Forschung nach dem Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2013–2016, nach dem Leistungsauftrag des Bundesrates für die Jahre 2014 bis 2017 und nach den jährlichen Leistungsvereinbarungen zwischen dem BLW und Agroscope. 

Ausgewählte Finanzkennzahlen von Agroscope für das Jahr 2014 

 Mio. Fr.
Ertrag22,0
Aufwand , inkl. Leistungsverrechnung zwischen Ämtern193,9
Investitionsausgaben4,5
Drittmittelakquisition14,8

Quelle: Staatsrechnung 

Programmforschung: drei abgeschlossene, zwei neue Agroscope-Forschungsprogramme

Die Programmforschung geniesst bei Agroscope einen hohen Stellenwert. Viele drängende Umwelt- und Gesellschaftsprobleme lassen sich nur mit einem gemeinsamen Ansatz verschiedener Wissenschaftsdisziplinen lösen. Idealerweise ist Programmforschung gleichzeitig interdisziplinär (Zusammenarbeit verschiedener Forschungsbereiche) und transdisziplinär (Einbezug aller interessierten Kreise). Sie ist dann erfolgreich, wenn es ihr gelingt, Grundlagenforschung mit der praxis- und umsetzungsorientierten Forschung zu kombinieren und das in den Programmen erarbeitete Wissen in die Praxis zu bringen.

Im ersten Trimester 2014 kamen die ersten drei über sechs Jahre laufenden früheren Agroscope Forschungsprogramme zum Abschluss. ProfiCrops erarbeitete über 300 Problemlösungen für einen wettbewerbsfähigen Pflanzenbau im zunehmend liberalisierten Umfeld. Die meisten Vorschläge steigern die Effizienz, andere stärken die Produktdifferenzierung, fördern die Innovation oder optimieren die Rahmenbedingungen der pflanzlichen Produktion. NutriScope leistete einen Beitrag zur Sicherheit, Qualität und Ökobilanzierung von Lebensmitteln tierischer Herkunft und ausgewählten pflanzlichen Produkten. Die Untersuchung und die gezielte Beeinflussung der Zusammensetzung von Lebensmitteln standen dabei im Mittelpunkt. AgriMontana befasste sich mit den Beiträgen der Berglandwirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung der Berggebiete. Analysen zur Einkommensentwicklung oder zur Wirtschaftlichkeit von Produktionszweigen dienen den Bauernfamilien zur Beurteilung, Optimierung und möglichen Neuausrichtung des eigenen Betriebs. 

Agroscope startete mit zwei neuen Forschungsprogrammen in die Leistungsauftragsperiode 2014 bis 2017. Aus insgesamt zehn eingereichten Skizzen wählte ein Team von internen und externen Experten schliesslich zwei Themen aus wichtigen und zukunftsträchtigen Forschungsgebieten mit einem Potenzial zum Aufbau neuer Forschungs- und Entwicklungsbereiche aus. 

Mikrobielle Biodiversität MikBioDiv 

Mikroorganismen weisen die grösste Biodiversität aller Lebewesen auf und spielen in allen Ökosystemen eine fundamentale, wenngleich auch weitgehend unbekannte und wenig erforschte Rolle. Das Agroscope-Forschungsprogramm MikBioDiv hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesamtheit der Mikroorganismen, sogenannte Mikribiome, des Bodens, der Pflanze und von fermentierten Milchprodukten zu untersuchen. Als weiteres Arbeitspaket wird ein Agroscope-Netzwerk für Genomik und Bioinformatik aufgebaut. Daraus entstehende Erkenntnisse sollen weiteren Forschungsbereichen von Agroscope zur Verfügung stehen.

Rasante Entwicklungen in der Genomsequenzierung erlauben es, immer schneller und günstiger ganze Genome von Mikroorganismen zu entschlüsseln oder die Mikroorganismen eines Ökosystems zu identifizieren. Die so erhaltenen Daten sollen dazu dienen, natürlich vorkommende Mikroorganismen gezielt für eine nachhaltige Landwirtschaft und zur Erzeugung hochwertiger, sicherer Produkte einzusetzen, sie zu fördern und zu optimieren.

Reduktion und Dynamik antibiotikaresistenter und persistenter Mikroorganismen entlang von Lebensmittelketten REDYMO 

Resistenzen von Krankheitserregern gegen Antibiotika sind ein zunehmend besorgniserregendes Problem in der Humanmedizin. Die Herstellung von Lebensmitteln spielt möglicherweise eine wesentliche Rolle als Reservoir und bei der Ausbildung von Resistenzen. Das Agroscope-Forschungsprogramm REDYMO will in ausgewählten Bereichen der Lebensmittelherstellung antibiotikaresistente Bakterien und widerstandsfähige Biofilme (an Oberflächen angesiedelte Substanzen, in denen Mikroorganismen eingebettet sind) untersuchen und damit mögliche Gefahren für Mensch und Tier identifizieren, Präventionsmassnahmen erarbeiten und Lösungen suchen, um den Eintrag und die Verbreitung zu reduzieren.

Im Zentrum der Untersuchungen stehen die Antibiotikaresistenz und Persistenz auf pflanzlichen Oberflächen, Biofilme in der Milchwirtschaft sowie die Reduktion und Verbreitung von Resistenzen in der Schweinehaltung. Jedes Problem wird von einem eigenen Projektteam bearbeitet.

Den Forschungsprogrammen stehen Agroscope-eigene Mittel zur Verfügung, die sie mit Drittmitteln in gleicher Höhe aufzustocken haben. Beide Programme haben eine geplante Laufzeit von je vier Jahren. 

Anton Stöckli, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung und Beratung, anton.stoeckli@blw.admin.ch